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Prometheus ist eine der wenigen Gestalten der abendländischen Mythologie, der noch bis in unsere Gegenwart ein letzter, aber vitaler Rest an existentieller Bedeutsamkeit geblieben ist. Prometheus ist kein Typenbegriff, Prometheus »war der erste Mensch!« (O. Mainzer). Dieses Ungöttliche, die menschliche Allzuvielfalt ist es, die schon antike Mythopoeten und frühchristliche Mythoklasten beeinflußte. Prometheus war weder als souverän einfältiger Heidengott zu desavouieren noch als Heilsvorläufer soteriologisch zu vereinnahmen. Er ist, Griechisch gesprochen: poly- (vielgestaltig), nur eins im Widersprüchlichen. Dabei bleiben Ursprung und Ende, Komplexität und Elemente des Mythos strukturell offen. So stellt einzig die methodische Beschränkung auf ein historisch und kulturell begrenztes Tableau von Versionen die Möglichkeit in Aussicht, das eine Prometheus-Bild nachzuzeichnen. Auf diese Weise repräsentiert Prometheus eine Projektionsfigur, die in ihrer Erscheinung flexibel konturiert ist. Oder anders gesagt, jeder Prometheus ist ein Signifikat, das durch die Signifikanten eines historischen Kräftefeldes mitgeprägt bzw. erzeugt wird. Deshalb wurden über die einschlägigen Quellen zur Figur des Prometheus hinaus auch kunsttheoretische und ideengeschichtliche Texte in die Untersuchung miteinbezogen. Kunstheoretische, um eine Vorstellung von den Ansprüchen und Anleihen für die bildkünstlerische Gestalt des Menschen und seines spezifischen Charaktergewebes zu gewinnen; ideengeschichtliche, um einen Rahmen symbolischer bzw. signifikanter Merkmale abzustecken, innerhalb dessen sich in den abendländischen Denk- und Vorstellungssystemen der Umgang mit dem menschlichen Körper bewegte.