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Als «Vierzehn Punkte» ist das Programm Woodrow Wilsons bekanntgeworden, mit dem der US-Amerikanische Präsident 1918 ein Jahrhundert nationalistischer Bestrebungen einläutete. Was sich zunächst harmlos und vielleicht sogar verheißungsvoll anhörte, stellte sich schon bald als gefährliche geschichtliche Illusion und Konfliktquelle heraus. Für Europa jedenfalls, insbesondere für Ost- und Südosteuropa, sollte sich dieses Selbstbestimmungsrecht als gefährliche Zeitbombe erweisen, die bald hier, bald dort zur Explosion kommen musste. Überall dort, wo in einer geographischen Region mehrere kulturelle Volksgruppen zusammen- oder nebeneinander leben (und das ist sowohl in dem historisch gewachsenen als auch im modernen «multi-kulturellen» Europa eher die Regel als die Ausnahme), muss die Umsetzung nationaler (Vor-) Rechte zwangsläufig zur Diskriminierung von Menschen anderer nationaler Zugehörigkeit führen. Mit dem Prinzip des Nationalstaates jedenfalls kann ein friedliches Zusammenleben der Völker in Europa nicht erreicht werden. Insbesondere die Konflikte auf dem Balkan haben dies in aller Schärfe gezeigt.
Merkwürdigerweise ist zur Regierungszeit Wilsons kaum Kritik an dessen Programm laut geworden. Mit einer Ausnahme: Rudolf Steiner, sonst eher um freundliche Formulierungen bemüht, hat in ungewöhnlich scharfer Tonart die Auffassungen Wilsons kritisiert.
In dem vorliegenden Band werden historische Bezüge und Ansätze zu einer Überwindung des Nationalstaatprinzips von sieben Autoren unter jeweils unterschiedlichen Gesichtspunkten erörtert.
Mit Beiträgen von: Ted van Baarda, Markus Osterrieder, Jens Heisterkamp, Jürgen Erdmenger, Ramon Brüll, Arnold Suppan und Valeria Heuberger
Vorwort von Rupert Neudeck