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Mit Beiträgen von Neda Bei, Johannes R. Birlinger, Armand Coppens, Julius Epstein, Robert Müller, Alfred Polgar, Harald Seyrl und Erich Wulffen. "Frau Kadivec, die, ihrer krankhaften Neigung folgend, ihr in Pflegschaft gegebene Kinder prügelte und hierbei zahlende Zuschauer hatte, wurde zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt", schrieb Alfred Polgar 1924 in seinem Essay zum sogenannten Wiener Sadistenprozeß (der im übrigen zeitgleich mit dem Münchner Putschistenprozeß, dem Hochverratsprozeß gegen Ludendorff, Hitler und deren Mitangeklagten, stattfand). "Als Lehrerin gab sie den Kindern, zur Legitimierung der nachfolgenden Prügel, unlösbare Aufgaben: eine moralische Folter, die noch viel grausamer scheint als die körperlichen Mißhandlungen. (...) Es ist also in Ordnung, daß man die Frau einsperrt." Bereits im Dezember 1925 wurde ihr die restliche Strafe durch einen Gnadenakt des Bundespräsidenten erlassen. Sie wurde "enthaftet", wie sie in den hier als Faksimile-Druck wieder aufgelegten Bekenntnis-Privatdrucken schreibt. Die Begleitumstände wie Lebenslauf, Taten, Prozeßgeschichte und Zeitreaktionen werden erstmals durch das beigegebenen Dossier erhellt. Die Anklage in der Hauptverhandlung lautete auf Schändung, Verführung zur Unzucht in einem Abhängigkeitsverhältnis und auf gleichgeschlechtliche Unzucht. In der Urteilsbegründung ist zudem das sofort nach der Verhaftung abgelegte Geständnis angeführt, daß "die Kadivec sadistisch veranlagt" sei, "daß die Kadivec ihre Prügelmethoden nur den ärmeren Kindern gegenüber zur Anwendung brachte, weil sie von dieser Seite aus weniger Entdeckungen zu fürchten brauchte". Ihre Mittäter kamen noch glimpflicher als die Cadivec davon: Die Anklage gegen den Burgtheaterschauspieler Romberg wurde ebenso zurückgezogen wie gegen den ehemaligen Statthaltereisekretär Chlumecky. Degrassi und der Augenarzt Dr. Bachstez wurden freigesprochen. Der Teppichhändler Kotanyi und der Fabrikantensohn Tausig erhielten bedingte Arreststrafen. "So blieb ich für die unwissende Menge das sadistische Ungeheuer vampirischer Provenienz." "Satansbibeln" hätte man diese Bücher früher genannt. Durch ihre Publikation aber werden sie "öffentlich", reihen sich ein in das Genre der Bekenntnis/Selbsterkenntnis-Literatur, sind Dokument einer Verirrung: Exhibitionistisch, mit Lust an der Selbstanklage, schonungslos und geradezu aggressiv in ihrer Offenheit. Ein Leben, getrieben von überbordender Sexualität und rauschhaftem Erleben praktizierter Gewalt. Ein Buch, verstörend in seiner Direktheit, ohne doppelten Boden. Ein sexuell-sadistischer Krankheitsfall in Selbstanalyse. -- Die Bibliothek des Bizarren ist eine lose Folge apokrypher Literatur, an der Grenze des Humanen, Blicke in eine Welt der Gewalt, in Einbahnstraßen der Psyche und Traumakästen des Selbst. Sie wird eröffnet mit diesem Privatdruck aus dem Jahr 1931.