"Von so viel Gast- und Geistesfreiheit, so guten Herzen und so guter Küche angezogen, gingen im Schlosse zu Grandval in den 50er bis 80er Jahren die ausgezeichnetsten Köpfe der Nation, die Führer der geistigen Bewegung jener Tage, aus und ein." Die Soirées, von denen hier die Rede ist, sind nichts anderes als die berühmten Diners des reichen pfälzischen Barons Holbach, die zweimal wöchentlich auf seinem Landsitz Grandval stattfanden. David Friedrich Strauß, 1808-1874, Jugendfreund Mörikes, hat neben den bekannteren historisch-theologischen Schriften auch kleinere Arbeiten hinterlassen, "meisterhaft ausgeführte Miniaturbilder", ohne die wir nach dem Zeugnis seines Freundes und Herausgebers Eduard Zeller "unstreitig sehr viel entbehren würden". Die Soirées de Grandval sind eine Einführung in die Ideen der bewunderten französischen Aufklärer, nicht als trockener Traktat, sondern als eine "Art von Roman", in dem Strauß die wichtigsten dieses Kreises, allen voran Diderot, mit anderen, weniger Bekannten - etwa einer "getrockneten, runzlichten Figur, einem schottischen Original, Namens Hoop" - speisen, plaudern, spazierengehen, erzählen und räsonieren läßt. In diesem "Gemälde" allerdings, merkt Strauß "bescheidentlich" an, sei "kein Zug, den er nicht getreulich aus seinen Quellen (den Briefen Diderots, der Grimmschen Korrespondenz u. a.) geschöpft und zum Theil wörtlich übertragen hätte". Walter Boehlich geht auf diese Quellen und die Straußsche "Zuthat" in seinem Nachwort ausführlich ein.