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In seinen letzten Lebensjahren malte der Venezianer Giambattista Tiepolo (1696-1770) vier Variationen der biblischen Flucht nach Ägypten. Er bezog sich dabei auf eine Radierungsfolge von 27 Blättern seines Sohns Giandomenico (1727-1804), die dieser 1753 vollendete und im Namen der Künstlerfamilie Tiepolo dem Fürstbischof von Würzburg zum Dank für den Auftrag zur Freskoausgestaltung der Residenz zum Geschenk machte. Während der Vater Stationen des Fluchtgeschehens in stille, elegische Landschaften verlegte und poetische Stimmungsbilder komponierte, zerlegte der Sohn die Geschichte in Sequenzen und schuf so in einer Art filmischer Sichtweise einen revolutionären Prototyp des Bildromans. Um die Neugier seines Publikums wach zu halten, folgte Giandomenico allerdings weniger den Gesetzen kontinuierlichen Erzählens, sondern wechselte im Sinne eines Capriccios je nach Laune Kulisse, Bewegungsrichtung oder Perspektive. Jedes Blatt verführt zu neuer staunender Betrachtung.
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