Wenngleich die Jahre bis zum Mozartjahr 1991 noch von den Planungen Herbert von Karajans geprägt waren und als Nachklang der Ära Karajan bezeichnet werden können, so war den verantwortlich handelnden Personen bewusst, dass spätestens mit dem Festspielsommer 1992 ein neues Kapitel der Festspielgeschichte aufgeschlagen werden musste.
Dieses neue Kapitel sollte sich sowohl in einer programmatischen wie ästhetischen Neupositionierung dokumentieren, für die es allerdings die geeigneten Führungspersönlichkeiten zu finden galt. Diese wurden in Gérard Mortier, Hans Landesmann und Heinrich Wiesmüller und nach dessen Ausscheiden aus der Funktion des Präsidenten in Helga Rabl-Stadler gefunden, die eine neue Ära prägten und bleibende Spuren in der Festspielgeschichte hinterließen. Die stärkere Berücksichtigung der Moderne, die Aufwertung des Schauspiels vor allem durch Peter Stein, die Präsentation der klassischen Oper des 20. Jahrhunderts in exemplarischen Aufführungen oder die Implementierung eines neuen avantgardistischen »Festivals im Festival« in Form von »Zeitfluss« kontrastierten mit internen und externen Spannungen, öffentlichen Erregungen und Skandalen sowie unterschiedlichen Urteilen über die künstlerische Qualität des Gebotenen.