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Der Doyen der österreichischen Verfassungsgerichtsbarkeit Ludwig Adamovich zieht erstmals Resümee über ein Leben, das ihn als Zeuge und Mitgestalter tiefgreifender historischer Entwicklungen vor außerordentliche Herausforderungen stellte: Als Sohn eines von den Nationalsozialisten verfolgten Vaters 1938 eingeschult, beobachtete er Entwicklung und Zusammenbruch des NS-Regimes bewusst und kritisch, eine Erfahrung, die seine spätere nonkonformistische Haltung entscheidend geprägt haben mag. Während der "Sanktionen" der 14 EU-Staaten verteidigte er seine Heimat vor dem Europarat-Ausschuss des französischen Senates. Dies bewahrte ihn eineinhalb Jahre später nicht vor heftigen Auseinandersetzungen mit Jörg Haider über die "Ortstafeljudikatur". Und schließlich widerfuhren ihm gerade in jüngster Vergangenheit als Vorsitzendem der "Evaluierungskommission" in der Kriminalsache Natascha Kampusch dramatische Erlebnisse, auch mit der Strafgerichtsbarkeit. So sind seine Erinnerungen nicht nur ein unschätzbares Zeitzeugnis österreichischer und europäischer Geschichte, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Frage von Macht und Machtmissbrauch und ein Plädoyer für neue Standards in unserer Rechtskultur.