Die Weltwirtschaftskrise markiert einen epochalen Einschnitt und erfordert zugleich politische Entscheidungen - aufseiten der Eliten, aber auch aufseiten der Subalternen. Das Ereignis der Krise birgt für die Kämpfe gegen Unterdrückung und Ausbeutung die Möglichkeit einer emanzipatorischen Wende, es wird daher für die konkreten Subjekte zu einer Sache politischer Wahrheit - vergleichbar dem bislang letzten revolutionären "Wahrheitsereignis" vom Mai 1968.
Thomas Seibert liefert ein reichhaltiges Arsenal politischer Begriffe, die unerlässlich sind, soll die Situation der Krise und die Welt interpretiert und verändert werden. Der Autor entnimmt das hier zusammengeführte Begriffarsenal drei Quellen und den damit gemachten geschichtlichen Erfahrungen: den plural differenzierten Marxismen von 1968; einem im Kern existenzialistischen Begriff des "subjektiven Faktors" in Auseinandersetzung mit dem politisch fatalen Abenteuer "Heidegger"; dem Denken Nietzsches, Foucaults, Derridas sowie dem unabgegoltenen Erbe der kulturrevolutionären Avantgarden des 20. Jahrhunderts. Wie Slavoj Zizek immer wieder den engagierten Wahrheitsbegriff des Marxismus und der Psychoanalyse aktualisiert, lässt Seibert die Philosophie längst wieder Marx' Gespenstern nachgehen und im totgeglaubten Proletariat gar das universelle Bewusstsein der Macht der Minderheiten finden.