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Als finanzgetrieben wird die aktuelle Erscheinungsform des Kapitalismus bezeichnet, der 2007/2008 weltweit in die Krise geraten ist. Im Unterschied zu früheren Krisen sehen wir heute eine massive Rettungstätigkeit der Staaten. Dadurch wurde die »Bankenkrise« in eine der »Staatsschulden« transformiert.
Zu den Charakteristika des finanzgetriebenen Kapitalismus gehört, dass der in der Nachkriegszeit erkämpfte Kompromiss zwischen Lohnarbeit und Kapital aufgebrochen ist. Die Folge sind ein starker Rückgang der gewerkschaftlich organisierten Lohnarbeit und eine wachsende Prekarisierung.
Nicht mehr technisch-industrielle Innovationen prägen die Entwicklung der Gesellschaft, sondern das Agieren von Vermögensbesitzern und anderen Finanzmarktakteuren - konkret in der Gestalt der Ausweitung internationaler Investmentmöglichkeiten, neuer Finanzinstrumente und der Einbeziehung von Arbeitnehmern (Renten- und Pensionsfonds etc.). Die Finanzialisierung bezieht sich also nicht nur auf die Unternehmensprofite, sondern auch auf den Bedeutungszuwachs der Finanzmärkte für die Gesellschaft insgesamt.
Finanzialisierung benennt verschiedene Veränderungen: Deregulierung und Öffnung der Finanzmärkte, Vermarktlichung von Finanzbeziehungen, explosionsartige Verbreitung neuer Finanzinstrumente, Aufstieg institutioneller Investoren. Folgen sind das Aufkommen der Shareholder-Value-Orientierung für das Management der Unternehmen sowie die Ausweitung des Kredit- und Anlagegeschäftes für Privatkunden in Form von Hypotheken, Konsumentenkrediten und der privaten Alterssicherung.
Will man die damit verbundenen Krisenelemente vermeiden, ist es mit einer Kontrolle von Banken und Finanzmärkten allein nicht mehr getan. Eine gesellschaftliche Regulierung der Ökonomie gehört ebenso zu den notwendigen Alternativen wie eine Neujustierung des europäischen Staatensystems.