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Diese Lebenserinnerungen erhellen mit dem subjektiven Blick des Zeitzeugen die Verhältnisse dreier deutscher Gesellschaftssysteme. Natürlich ist darum ein Buch entstanden, das hin und wieder streitbar ist. Doch stets ist es voller Zuneigung für die Individualität der jeweiligen Zeitgenossen geschrieben. Fern von Klischees geht es von einer anrührenden Hommage an die Integrität der Eltern des Verfassers aus. Der Vater schickte einen ebenso mutigen wie wissenschaftlich präzisen Brief gegen den Abriss des Berliner Stadtschlosses an Walter Ulbricht: ein eindrucksvolles Dokument, das vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen umso brisanter erscheint.
Prof. Ernst Schuberts (Jahrgang 1927) kunstgeschichtliche Publikationen erreichten in Ost und West in seinem Fachgebiet gewiss sehr seltene Auflagenhöhen. Sein wissenschaftlicher und denkmalpflegerischer Einsatz für die Dome der DDR und vor allem für eines der bedeutendsten deutschen Baudenkmale, den Naumburger Dom, ist ebenso beeindruckend wie seine Arbeit an dem Grenzen überbrückenden Großprojekt "Die deutschen Inschriften".
Ein unabhängiger Geist erinnert sich: anekdotenreich, pointiert und äußerst lesenswert. Ein Leben im Rückspiegel: amüsant, kurzweilig und lebensnah. Ein prominenter Privatgelehrter, ein Überlebens- und Lebenskünstler, ein überzeugter Optimist positioniert sich im Strom der Gegebenheiten von sieben Jahrzehnten deutscher Geschichte. Drittes Reich, DDR und die vereinigte Bundesrepublik Deutschland gaben mit wechselnden Rahmenbedingungen die äußeren Umstände, in denen ein Lebenswerk wuchs, das weit über die deutschen Grenzen hinaus Anerkennung erfuhr.
Dabei weiß der Historiker Ernst Schubert nur zu gut um die Problematik des Erinnerns: "Leitfaden für den Bericht war von Anfang an die Absicht, nicht in erster Linie die Lebensgeschichte der eigenen Person zu beschreiben - wer kann das schon wahrheitsgemäß und zutreffend -, sondern der Versuch, ... die Einwirkungen der politischen Gegebenheiten, des politischen Umfelds dreier Regierungen auf ein- und dasselbe heranwachsende und dann erwachsene Individuum zur Sprache zu bringen, soweit das im Nachhinein überhaupt möglich ist."