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Durch die neueren Ausdrucks- und Verfahrensweisen in der Performancekunst, im Theater und in der Kulturellen Bildung wird das Theater als Institution in radikaler Weise infrage gestellt. Dadurch widerfährt den Zuschauern in ihrer Rolle als Theaterbesucher eine grundlegende Neubestimmung. Sie werden zu Teilnehmenden - auch wider Willen. Über Wahrnehmung und Bewegung oder handelndes Eingreifen werden die Teilnehmenden zum eigenen Handeln herausgefordert. Die Erfahrung einer derartigen Grenzüberschreitung und die Notwendigkeit, sich in einer solchen zugemuteten und ausgesetzten Situation als handlungsmächtig zu erleben, erfordert es, Befreiungsphantasien - also Strategien zur Selbstermächtigung - in einem frei gestellten Raum zu entwickeln. In medientechnisch erweiterten Versuchsanordnungen werden Zuschauer nicht mehr nur als passives Publikum angesprochen. Künstler(innen) und Wissenschaftler(innen) aus den Theater-, Bildungs- und Kulturwissenschaften haben sich in diesem Band das Hörschaustück der Performancegruppe LIGNA aus Hamburg »Ödipus der Tyrann. Eine Befreiungsphantasie« zum Anlass genommen, die Kategorie der »Selbstermächtigung« für Formen von Performances produktiv zu machen: Ist die Herbeiführung einer Situation des Ausgesetztseins ein legitimes Verfahren des postdramatischen Theaters? Können und dürfen Personen, die in der Rolle des Zuschauers kommen, in die Rolle des Teilnehmenden gezwungen werden? In welchem Spannungsverhältnis stehen textorientierte und textlose Aufführungen? Welche Konsequenzen haben die »Performances der Selbstermächtigung« für die Erziehung und Kulturelle Bildung?