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Dem aus prekärem Milieu in Hamburg St. Pauli stammenden Tänzer und Choreografen Jean Weidt gelang in obsessivem Kampf gegen existenzielle und intellektuelle Hindernisse ein künstlerisches Durchhaltevermögen humanitärer Ausrichtung. Seine Tänze waren politisch von linkem Engagement, technisch von der Tanzpantomime und künstlerisch von Surrealismus und Psychoanalyse geprägt. Der Weg des Tänzers führte über Berlin ins Exil nach Moskau, Prag und Paris in Gefangenschaft und Kriegsdienst gegen den Hitlerfaschismus. Den künstlerischen Höhepunkt erreichte Weidt 1947 beim Concours International de la Danse mit dem Tanzstück Die Zelle. In der mit dem 1. Preis ausgezeichneten Choreografie kulminierte seine auch von filmischen Mitteln wie dem »flashback« geprägte Ästhetik, die ihm jedoch auf seinem weiteren Weg in die DDR zum Verhängnis wurde. Im letzten Lebensabschnitt setzte er sich in Ostberlin mit seiner Gruppe junger Tänzer für eine einzigartige Verbindung von Laien- und Bühnentanz und den Austausch mit dem Westen ein. Weidt wurde immer wieder übersehen. Er passte selten in gängige Wahrnehmungsschablonen der Zeitgenossen, der Tanzhistoriker und der linken Ideologen. Seine Freunde waren Freidenker aus Literatur und bildender Kunst. Sie verfassten ihm Libretti, portraitierten ihn und seinen Tanz, schufen Masken und machten ihm Mut.