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Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit den Gefühlsbeziehungen von Eltern und Kindern in der Zeit zwischen 1200 und 1650. Als Quellenmaterial dienen die ältesten überlieferten Autobiografien im deutschen Sprachraum. Auf die religiösen mittelalterlichen Autobiografien aus dem mystischen Umfeld folgten im 15. Jahrhundert die ersten säkularen Werke. Der Großteil der überlieferten Autobiografien, die überhaupt Darstellungen der Kindheit enthalten, sind in der hier vorliegenden Sammlung von 20 Schriften enthalten.
Im vorliegenden Buch werden psychohistorisch-psychoanalytische Rekonstruktionen von historischen Kindheiten ausgeführt. Dabei wird im Grunde genommen das fortgesetzt, was der jeweilige Autobiograf bereits begonnen hat: die Ausführung einer Rekonstruktion seiner individuellen Kindheit. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags zur Psychohistorie deutscher Kindheit stehen die Beziehungen des Autobiografen zu seinen Eltern, also die erlebte Kindheit aus der Sicht einer historischen Person.
Der Vergleich der autobiografischen Darstellungen von Beziehungen zeigt einen tiefgreifenden historischen Wandel der Kindheit. Dieser Wandel brachte historisch neue Persönlichkeiten hervor, die historisch neue Beziehungsformen, neue Traumata und neue psychische Verarbeitungsmechanismen entwickelten. Im Laufe des untersuchten Zeitabschnitts entstanden neue Formen des Umgangs mit dem Kind und vor allem eine zunehmende Fähigkeit der Eltern zur Empathie mit den eigenen Kindern.