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Rund 80 000 Mann zählte die deutsche Marine kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Viele davon waren im Reichskriegshafen Kiel stationiert. Die Matrosen personifizierten die Flottenidee des Kaiserreichs und waren ihre populärsten Werbeträger. Viel gelesene illustrierte Zeitschriften berichteten auch im Binnenland über den Alltag der "Blauen Jungs", und sie etablierten ein eingängiges, von Stereotypen geprägtes Matrosenbild. In den oft propagandistischen Darstellungen wurde den Seesoldaten Kraft, Mut und Wehrhaftigkeit zugeschrieben. Ihre Ideale waren Kameradschaft, Vaterlandsliebe, Disziplin, und sie zeichneten sich durch fachliches Können aus, denn sie beherrschten die modernen Schiffs- und Waffentechniken. Einen Sprung bekam dieses heroische Bild durch den Kieler Matrosenaufstand und die Revolution; die Wiederaufrüstung der Flotte in nationalsozialistischer Zeit führte jedoch kurz darauf zu einer Wiederbelebung des Heldenmythos. Andere den Seeleuten nachgesagte Attribute wie Sangesfreude, Trinkfestigkeit, Geselligkeit und vor allem erotische Ausstrahlung hatten ihren Ursprung in der zivilen Seefahrt vorindustrieller Zeit, fügten sich aber auch gut in das Bild des Marinematrosen. Mit dem Schifferklavier oder der Liebsten im Arm sind die "Blauen Jungs" ein beliebtes Postkartenmotiv, und viele Schlager besingen ihre Sehnsucht nach dem Meer ebenso wie nach der Heimat und dem Mädchen, das (in jedem Hafen) wartet.
Ute Hinrichsen beleuchtet das vom Matrosen personifizierte vielschichtige und manchmal widersprüchliche Männlichkeitsideal, das bis heute sein Bild in der Werbung und in den Medien, aber auch die Selbstwahrnehmung der Marineangehörigen prägt, anhand von Gemälden, historischen Plakaten, Fotografien sowie Uniformen, Reservistensouvenirs, exotischen Reiseandenken oder maritimen Spielzeugen von der Kaiserzeit bis in die Gegenwart. Ein Schwerpunkt ist dabei dem Matrosenanzug gewidmet, der als "Kieler Anzug" von Kindern im ganzen Kaiserreich getragen wurde und die Flottenbegeisterung zum Ausdruck brachte.
Das Buch erscheint als Begleitband zu der gleichnamigen Ausstellung im Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof.