Sie haben keine Lobby, kaum öffentliche Unterstützung. Sie wurden Opfer in der DDR und sind es heute, über Jahrzehnte traumatisiert, noch immer. Rund 300.000 Kinder und Jugendliche kamen über die Jahre in der DDR in Erziehungsheime. Zum Teil ohne Wissen der Eltern oder gegen deren Willen sollten sie, begleitet
von massiven Übergriffen, in diesen Heimen »umerzogen« werden. Wer aufbegehrte, erlebte Gewalt. Wer
rebellierte, wurde verlegt. Wer gegen die »Regeln« verstieß, kam in den Jugendwerkhof. Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau, der einzige dieser Art in der DDR, wurde von seinen Insassen als Hölle erlebt und hat sich angesichts der erfahrenen Misshandlungen tief in die Seelen junger Menschen eingebrannt. In diesem Buch berichten Betroffene zum Teil erstmals ausführlich über das Erlebte, und sie offenbaren geradezu schockierende Details. Dabei wird deutlich, dass das in Torgau praktizierte Regime keine Ausnahme, sondern
Teil eines perfiden Systems war. Denn auch Erziehung hinter Gittern konnte nicht leisten, was eine ganze
Gesellschaft nicht vermochte: Nonkonformität zuzulassen. Insofern ist dieses Buch ein Lehrbuch, ein Buch
gegen das Vergessen. Mit einem Nachwort des Bürgerrechtlers Stephan Hilsberg.