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Kunst und Photographie haben eine lange und aufregende gemeinsame Geschichte, die nicht immer konfliktfrei verlief. In der Mitte des 19. Jahrhunderts lieferten die Photographen den Malern Vorlagen für ihre Werke, gleichzeitig aber kam es zu einem regelrechten Wettstreit der Disziplinen. Auf diese Weise entwickelte die Photographie eine neue Bildsprache. Gerade die piktorialistische Photographie, lange Zeit als "Edelkitsch" abgetan, gerät in diesem Zusammenhang neuerdings wieder in das Blickfeld, wurden hier doch nicht nur moderne Wahrnehmungstheorien erprobt und umgesetzt, sondern auch erste Abstraktionsverfahren erkundet.
Die Kluft, die man zwischen Kunst-Photographie und dem "Neuen Sehen" der Avantgarde konstatierte, ist also keineswegs so tief wie lange vermutet. Gleichwohl gehört die piktorialistische Photographie zu den bisher am wenigsten erforschten Strömungen. Das Buch schließt diese Lücke, indem es ausgewählte Bereiche in prägnanten Essays vorstellt. Dabei wird auf bisher unveröffentlichtes Bildmaterial zurückgegriffen, etwa auf den vermutlich ersten Gummidruck der Brüder Hofmeister, den Protagonisten der Kunst-Photographie in Deutschland. Aber auch bislang gänzlich unbekannte Photographen, etwa der Amerikaner Wallace Edwin Dancy, werden in dem Buch erstmals zugänglich gemacht.