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Das Buch liefert eine systematische und detaillierte Zusammenstellung der disparaten Befunde zum Sensationsjournalismus in den deutschen Printmedien.
Es gibt Antworten darauf, was unter Sensationsjournalismus überhaupt zu verstehen ist, wie sich der Verkauf von gedruckten Sensationen seit dem 16. Jahrhundert entwickelt hat und warum es einen deutschen "Sonderweg der Boulevardisierung" gegeben hat, wer die Kommunikatoren solcher Nachrichten waren und sind, wie Sensationalismus inhaltsanalytisch gemessen werden kann, wer warum solche Aussageformen heute vorzugsweise rezipiert und schließlich darauf, welche potentiellen Wirkungen und gesellschaftlichen Funktionen beziehungsweise Dysfunktionen bei einer fortschreitenden Sensationalisierung zu erwarten sind.
Sensationsjournalismus wird hier als diskursive Strategie verstanden, als deren wesentliche Kennzeichen das medienökonomische Motiv, die bevorzugte Auswahl von Themen aus den Bereichen "Sex, Crime & Tragedy", die sensationsheischende Aufbereitung sowie der Distanzverlust bei der Informationsbeschaffung anzusehen sind. Diese Kennzeichen dienen als Grundlage für die multiperspektivische ganzheitliche Analyse, die einigen Schlagwörtern wie Masse, Sensationsgier, Human Interest, Eskapismus und Sensationalisierung die undifferenzierte Selbstverständlichkeit, mit der sie oft verwendet werden, nimmt. Mit dem Verweis auf die moralvermittelnde Funktion des Sensationsjournalismus, der durch Grenzüberschreitung zu gesellschaftlichen Grenzziehungen beiträgt, diskutiert die Autorin auch wenig beachtete, aber durchaus positiv zu sehende Funktionen dieser journalistischen Strategie. Sie verdeutlicht zudem, dass jegliche Beurteilungen massenattraktiver Darstellungsformen im Prinzip aus zwei grundsätzlich verschiedenen Sichtweisen erfolgen: nämlich aus der Perspektive eines der Rationalität verpflichteten republikanischen Modells von Öffentlichkeit einerseits und auf der Basis eines postmodern-liberalen Modells von Öffentlichkeit andererseits.