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Seitdem die Ökonomik mit dem Konstrukt des homo oeconomicus aus den Wirtschaftswissenschaften herausgetreten ist, gab sie zur Hoffnung Anlass, eine umfassende Theorie in den Sozialwissenschaften etablieren zu können. Diese Hoffung wurde jedoch von einer Reihe von theoretischen und empirischen Anomalien desillusioniert, sodass in jüngster Zeit Annäherungen der Ökonomik an andere sozialwissenschaftliche Ansätze Konjunktur haben.
Zwar hat die Ökonomik wertvolle Erkenntnisse über die Kosten, Wirkungen und Rationalitätsfallen von Handlungen und ihren Wechselwirkungen bereitstellen können. Sie scheitert aber u.a. an der Erklärung der intersubjektiven Voraussetzungen des Handelns. So bleibt ungeklärt, wie rein subjektivistisch konzipierte Akteure zu ihren sozialen Eigenschaften kommen, die interaktive Handlungen erst ermöglichen. Es ist nämlich der Bestand an gemeinsamen Bedeutungen, Wahrnehmungen, Ideen, Ideologien, Werten oder Normen, den die Akteure schon immer - zumeist implizit - miteinander teilen, der bestimmte Nutzenvorstellungen, Kostenwahrnehmungen und Mittelverwendungen konstituiert.
Wenn demnach zunächst Klärungsbedarf über die Mängel der Ökonomik besteht, so soll doch nicht bei der landläufigen Ökonomik-Schelte verharrt werden. Vielmehr geht es um eine produktive Weiterentwicklung interdisziplinärer sozialwissenschaftlicher Erklärungskonzepte.
Daher wird vorgeschlagen, hinsichtlich der Erklärung von intersubjektiven Faktoren auf die Hermeneutik zurückzugreifen. Denn gerade hermeneutische Ansätze haben sich um die intersubjektive soziale Konstitution des Handelns verdient gemacht.
Sind die jeweiligen Stärken und Schwächen beider Ansätze spezifiziert, kann nach dem produktiven Ergänzungspotenzial der Hermeneutik in Bezug auf das Problem der Intersubjektivität des Handelns in der Ökonomik gefragt werden. Zu diesem Zweck werden Vorschläge zu einer Überbrückung der ontologischen und methodologischen Differenzen unterbreitet. Sodann wird das Ergänzungspotenzial der Hermeneutik näher spezifiziert. Darauf basierend wird ein sozialwissenschaftliches Modell zur Diskussion gestellt, das sowohl ökonomische als auch hermeneutische Verstehens- und Erklärungsleistungen integriert.