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In welchen Streichquartetten meinte Goethe ,vier vernünftige Leute zu hören, die sich miteinander unterhalten'? An welchen Werken der ,Musik der Neuern' kritisierte Schiller ein Übermaß an Sinnlichkeit? Welche Musik zählte für Herder zur Kategorie des ,Erhabenen'? Auf welchem Erfahrungshintergrund basierte also die Musikanschauung der Dichter und Philosophen der Weimarer Klassik? Kannten sie überhaupt die aktuelle Instrumentalmusik der Wiener Klassik?
Auf diese und ähnliche Fragen gibt die vorliegende Faksimileedition des Katalogs über Noten für Instrumentalmusik um 1775 - einer bislang nahezu unbekannten Quelle zur Weimarer Musikgeschichte der Goethezeit - erstmals eine umfassende Antwort. Die Autorin ermittelte anhand der im Katalog verzeichneten rund 1000 Incipits die genaue ZusammenSetzung des Weimarer Instrumentalmusikrepertoires und rekonstruierte anhand detaillierter philologischer Recherchen die Genese dieses Bestandes. Sie zeigt, dass bereits im späten 18. Jahrhundert die Noten von vielen hundert Sinfonien und Kammermusikwerken aus dem Umfeld der Wiener Klassik in Weimar verfügbar waren, und weist nach, dass diese regelmäßig in den Konzerten am Hof, den Zwischenaktmusiken des Theaters und in öffentlichen Konzerten zur Aufführung gelangten.
Diese Erkenntnis erfordert eine grundlegende Neubewertung des Stellenwerts von Musik in der Literatur und Ästhetik der Weimarer Klassik, so dass die vorliegende Edition eine Lücke in der allgemeinen Geschichte der Residenzstadt, der Literatur- und Geistesgeschichte der Ära Goethe und nicht zuletzt auch der Musikgeschichte zur Zeit der Klassik schließt.