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Andres Veiel gilt heute als der erfolgreichste, international bekannte deutsche Dokumentarregisseur. Sein Spielfilm Wer wenn nicht wir und sein Theaterstück "Das Himbeerreich" werden zumeist als kreative Ausreißer bzw. Byproduct seiner biografisch angelegten Dokumentarfilme zu den Themen Macht, Gewalt und unerledigte Lasten der deutschen Geschichte angesehen. Als Regisseur, Sachbuchautor und diskursstarker Dialogpartner in Publikumsgesprächen und auf Podien verkörpert er den rar gewordenen Typus des argumentierenden Intellektuellen und Aufklärers. Andres Veiel konfrontiert sein Publikum in einer zunehmend virtuellen Realität mit Wirklichkeitsanalysen. Er macht das Angebot, komplexe Wahrheiten zu reflektieren - dies alles mit einer verblüffenden Freiheit, die Grenzen zwischen dokumentarischer Abbildlichkeit und fiktionalisierender Narration immer wieder zu strapazieren.
Das Buch "Streitbare Zeitbilder" beschreibt die fast dreißigjährige Karriere des Künstlers in erzählenden Werkanalysen, die seinen biografischen Hintergrund als Post-68er ebenso in den Blick nehmen wie seine prägenden Erfahrungen mit dem Theater, die enge Verknüpfung seiner frühen Filme mit Theaterthemen und deren Entstehung in einem Umfeld, in dem sich das Fernsehen noch speziellen Autorenfilmen wie Balagan oder Die Spielwütigen widmete. Andres Veiels Begriff des zeitgenössischen politischen Films ist seit seinen Anfängen als Theatermacher im Gefängnis, als rebellischer Schüler von Krzystof Kieslowski, als Stückeschreiber und Dokumentarfilmer eng mit dem Faszinosum des Schauspiels und der Zeitkapsel Theater/Bühnenraum sowie den Fragen einer möglichst wirkungsvollen dramaturgischen Initiierung bzw. Inszenierung "innerer Wahrheit" in der Arbeit mit Protagonisten verbunden. Um in Der Kick die Tiefenschichten eines brutalen Mordfalls offenzulegen, minimalisierte er den Stoff als abstraktes, filmisch adaptiertes Theaterspiel. Josef Beuys porträtierte er vor allem in seiner Rolle als visionären Performer.
"Welche Zukunft?", Andres Veiels neues Theaterprojekt, das im September 2018 im Deutschen Theater Berlin Premiere feiern wird, stellt die Leitmotive seines Werks in einen neuen Zusammenhang. Ausgehend von Workshops mit Expertenteams und 200 Beteiligten entwickelte der Regisseur Prognosen, Thesen und Szenarien für das Jahr 2028. Sein Stück wird sich in Form einer fiktiven "Wahrheitskommission" mit der Frage auseinandersetzen, welche Probleme die Gesellschaft heute anpacken müsste oder aus der Zukunftsperspektive hätte anpacken sollen, um Krisen und Kollaps zu verhindern.
Das Buch begleitet die Entstehung dieses neuen Stücks.