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Verklärend oder verstörend, nüchtern oder obszön: Bilder von Armut lösen ein breites Spektrum an Gefühlen aus.
Moderne Kunst positioniert sich dabei nicht selten in einem Spannungsfeld zwischen Ethik und Ästhetik. Sie will für ein aktuelles, aber gern verdrängtes Thema sensibilisieren und zur Diskussion darüber anregen. Von Käthe Kollwitz und Heinrich Zilles konträren Darstellungen des Berliner Milieus um 1900 über Arte povera und Sebastião Salgado bis hin zu Boris Mikhailovs fotografischen Inszenierungen nackter und kranker Körper von sozial Ausgeschlossenen weist die Kunst- und Kulturgeschichte eine Vielzahl oft widersprüchlicher Darstellungsarten auf.
Die weitgehend am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig konzipierten Beiträge basieren auf einer gleichnamigen Tagung, die kurz vor 2010, dem "Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" in Karlsruhe stattfand. Dem Autorenteam gehören neben Kunst- und Fotografiehistorikern auch ein Soziologe und ein Ausstellungsmacher an. Mit den Themenschwerpunkten "Schonungslose Bilder, Skandal und Zensur", "Armut und Medien", "Künstlerische Bekenntnisse zur Armut" und "Räume/Orte der Armut" sowie unter Einbeziehung umstrittener Begriffe wie "relative Armut" und "neue Unterschicht" liefert der Band einen ersten fundierten Überblick zu einem Arbeitsfeld, das in seiner Bedeutung viel zu lange unterschätzt wurde.