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Zwar haben sich Menschen zu allen Zeiten verirrt. Doch zeigt sich bei genauerem Hinsehen, daß das Problem des Verirrens nicht zu allen Zeiten als gleich gravierend empfunden und das die Erleichterung der Orientierung nicht immer mit gleichem Nachdruck befördert worden ist: Verirren und Wegfinden haben also ihre Geschichte.
Dieser Geschichte der Orientierung wird in diesem Büchlein nachgespürt; es ist im wesentlichen eine Geschichte der letzten 250 Jahre. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beginnen Wanderer, Reisende und Schriftsteller die schreckliche Erfahrung des Verirrens zu thematisieren und seine Bedingungen; gleichzeitig werden Mittel zur Abhilfe ersonnen und ständig verbessert. Das Institut des Wegzeigers ist das augenfälligste Mittel, es macht - von seiner menschenähnlichen ersten Gestalt mit der weisenden Hand bis hin zum modernen Pfeil und Vorwegweiser - erstaunliche Wandlungen durch. Weniger auffällig (deshalb aber nicht weniger bedeutsam) ist die Geschichte der Trassierung und Systematisierung der Straßen seit der Erfindung der Chaussee; vor allem Automobil und der wenige Jahrzehnte später einsetzende Massenverkehr erzwingen ganz neue Lösungen wie etwa die räumliche Separierung der Verkehrsteilnehmer. Daß die Geschichte des Verirrens und Wegfindens bis heute nicht zu Ende gekommen ist, zeigen nicht nur die Bemühungen um die sogenannte intelligente Straße - jeder Geisterfahrer, der uns im Verkehrsfunk gemeldet wird, macht uns das Problem aufs neue schmerzlich bewußt.