Im spèten 19.Jahrhundert verlieh die medizinische Bakteriologie den Infektionskrankheiten ein neues, noch heute vertrautes Gesicht: Seit dieser Zeit ist bekannt, da° sie durch Bakterien, Viren usw. verursacht werden. Formuliert wurde diese Auffassung von Forschern einer der ersten laborexperimentellen Disziplinen der Medizin, der medizinischen Bakteriologie. Der Mediziner Robert Koch (1843-1910) war der dominierende Vertreter dieses Faches. Im Reagenzglas oder im Tierexperiment entwickelte er die grundlegenden Untersuchungstechniken und identifizierte die Erreger von Krankheiten wie der Tuberkulose und der Cholera. Christoph Gradmann geht der Biographie Robert Kochs nach und schildert die Entstehung der Disziplin als spannungsreiche Geschichte. Zur Sprache kommen die Beziehung zwischen Medizin und Botanik ab 1850 und damit die Fr"hgeschichte der medizinischen Bakteriologie, Robert Kochs bahnbrechende Forschungen zur Tuberkulose, die Beziehung zwischen der Labordisziplin Bakteriologie und der klinischen Medizin und die ausgeprègte Passion Robert Kochs f"r Forschungsreisen in ferne Lènder. Mit ihrer Sympathie f"r die gro°en Menschheitstrèume wie mit dem ihr eigenen Hang zur unerbittlichen Desillusionierung menschlicher Schicksale erzèhlt Claire Goll in den Romanen ÈArsenikÇ (1932) und ÈEine Deutsche in ParisÇ (1925) von Liebe, Verlust, Eifersucht, Erniedrigung und von Mord als Verzweiflungstat. Claire Goll f"hrt in ihrer Prosa der nachexpressionistischen Zeit das Emanzipationsthema aus der Fr"hzeit des 20. Jahrhunderts im Stil der Neuen Sachlichkeit fort und wird damit zur Weggenossin Marieluise Flei°ers.
F"r beide Romane fand Thomas Mann èu°erst lobende Worte. So schrieb er 1933 in einem Brief an Claire Goll "ber ÈArsenikÇ: ÈDiese Geschichte eines Verbrechens ist eine psychologisch und medizinisch sehr fein und sorgfèltig fundierte Arbeit, und sie ersch"ttert durch den menschlichen Aufstieg, den sie aus kleinb"rgerlicher Verstrickung und tr"ber Schuld in die religiÜse Sphère der Lèuterung und ErlÜsung nimmt.ÇUnd 1928 urteilte er "ber ÈEine Deutsche in ParisÇ: ÈEs ist eine sehr schÜne, klare und echte Geschichte, die mich in ihrer naiven und zarten Tragik sehr ergriffen hat. Gewiss wird sie ein dankbares Publikum finden.Ç