Oliver Hochadel zeigt die Rolle der umherziehenden Elektrisierer in der Verbreitung des Ph"mens Elektrizit" Die Auseinandersetzung damit zwang die universit"n Wissenschaftler zur Definition ihres Berufsstandes.
Das Ph"men der Elektrizit"war das Modethema der Physik in der Aufkl"ng. Seit etwa 1740 sorgten magisch leuchtende Kopfaufs"e, geheimnisvoll bewegte Glockenspiele und die Entz"ndung von Weingeist durch eine Degenspitze f"r gro"s Aufsehen auch weit "ber akademische Zirkel hinaus. Der adlige Hof, der b"rgerliche Salon, aber auch das Gasthaus und die Jahrmarktsbude wurden zum Schauplatz funkenspr"hender Versuche.
Wer aber waren diese elektrisierenden Vorf"hrer? Mit Hilfe einer Vielzahl bisher unbekannter Quellen rekonstruiert der Autor die faszinierende Subkultur der umherziehenden Elektrisierer und Instrumentenmacher, die Gesch", Spektakel und Popularisierung zu verbinden wu"en. Diese Fu"ruppen der Aufkl"ng machten sich um die Einf"hrung des Blitzableiters verdient und lockten ihr Publikum mit den Heilungsverhei"ngen der medizinischen Elektrizit"
Konflikte mit den universit"n Praktikern der Elektrizit"geh"rten zur Tagesordnung. Der heftige Wettbewerb um zahlende Zuschauer, gesellschaftliche Respektabilit"und die Deutungsmacht "ber die Ph"mene veranla"e die Physikprofessoren, sich in aller polemischen Sch"e von den wissenschaftlichen Handlungsreisenden abzugrenzen: Man selbst sei seri"s und voll Forschergeist, nicht marktschreierisch, repetitiv und betr"gerisch. Diese Absetzungsrhetorik verfestigte sich zu einer Definition dessen, was einen Wissenschaftler ausmacht " und was nicht. Die elektrisierenden Schausteller wurden zur Negativfolie f"r das sich allm"ich herausbildende Selbstverst"nis des modernen Naturwissenschaftlers.
Der Autor
Oliver Hochadel ist Lektor an der Universit"Wien, Redakteur des Wiener Wissenschaftsmagazins "heureka" und Ko-Leiter des Universit"lehrgangs Wissenschaftskommunikation.