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Der aktuelle ERKER wurde konzipiert, bevor die Corona-Pandemie der Welt den Atem nahm, und er wird erscheinen, wenn das Schlimmste hoffentlich vorbei ist. Alle Texte wurden geschrieben in Zeiten der Pandemie. Überraschend war, dass nur sehr wenige der über dreihundert Einsendungen sich ausdrücklich mit der aktuellen Situation befasst haben. Und keiner der Texte hat es letztlich ins Heft geschafft. So wird der neue ERKER kein Corona-Sonderheft werden, das sich um thematische Aktualität bemüht, sondern ein virusfreies Heft, das sich den unterschiedlichsten klaustrophobischen Obsessionen und Traumata verschrieben hat.
Denn, das wusste schon Oskar Maria Graf, wir sind Gefangene und bleiben das womöglich ein Leben lang. Allen literarischen, psychologischen, theologischen oder politischen Versprechungen zum Trotz. Und auch ganz unabhängig von jeder Seuche, die unserer ubiquitären Ideologisierung der Freiheit einen Strich durch die Rechnung macht. Gefangene unserer Milieus, unserer Ängste und Lüste, unserer körperlichen und geistigen Gegebenheiten.
Der neue ERKER wirft einen Blick hinter die Gitter, in die Zellen unserer Gefängnisse, die dunklen, unausgeleuchteten Räume unserer Psyche, in die muffigen, traurigen und skurrilen Milieus unserer Kerker. Und präsentiert dabei Geschichten und Essays, die es in sich haben.