Gibt es ein zeitgenössisches Theater? - Diese Frage enthält bereits die Überzeugung, dass sich ein Theater der Gegenwart hinsichtlich wesentlicher Merkmale von traditionellen Theaterformen unterscheiden muss.
Der neue TEXT + KRITIK Sonderband sucht nach Kriterien, die die Eigenständigkeit des aktuellen Theaters beschreiben können, da es nicht allein der Entstehungszeitpunkt eines Dramas sein kann, der die Gegenwärtigkeit des Theaters bestimmt. Schon dieser Anspruch erfordert eine Vielzahl von Blickwinkeln auf das Phänomen "Gegenwartstheater", von denen das Heft einige sammelt und bündelt. Grundsätzlich thematisiert und behandelt der neue Band mit der literaturwissenschaftlichen, der theaterwissenschaftlichen sowie der theaterpraktischen Perspektive drei Ansätze, die das Theater der neunziger Jahre und der Jahrtausendwende neu bewerten und beleuchten. Er fragt so nach den Voraussetzungen für ein Theater im 21. Jahrhundert.
Während sich die eher analytischen Aufsätze mit Dramentexten und Inszenierungspraktiken - oft in Auseinandersetzung mit dem Begriff des "postdramatischen Theaters" (Lehmann) - beschäftigen, werden diese durch Beiträge bekannter Autoren und Regisseure wie John von Düffel, Frank Castorf, Jens Roselt, Patrick Roth und Albert Ostermaier ergänzt.