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Wenn Obdachlosigkeit nicht nur als Mangel betrachtet, sondern als Schrift gelesen wird: Wovon spricht die seseltsame Schrift, die Geist und Körper eint?
Viele Obdachlose in Berlin kennen die evangelische Kirche zum Heiligen Kreuz am Halleschen Tor. Während der kalten Jahreszeit, von Oktober bis April, wird die se Kirche jeden Mittwoch Nachmittag zur Wärmestube für bis zu 150 obdachlose Männer und Frauen. Sie kommen wegen der warmen Suppe und den heißen Getränken, der belegten Brote und der Sprechstunde des Artzes. Viele fanden den Weg hierher aber auch wegen Joachim Ritzkowsky (1937-2003), dem Gemeindepfarrer, der gemeinsam mit den Ehrenamtlichen die Besucherinnen und Besucher persönlich begrüßte. »Achim«, wie die Obdachlosen ihn nannten, schenkte nicht nur Suppe aus und verteilte Kleidung wie ein »Marktschreier«. Er war auch Gesprächspartner, zu dem viele einen »guten Draht« hatten.
In dieser Essay-Sammlung erzählt Joachim Ritzkowsky von
dem alltäglichen Leben mit den Obdachlosen und beschreibt Le
bensformen und Verhaltensweisen in der »Szene«. Sein besonderes Interesse gilt ihren Zeichen - wie den Tätowierungen, dem Schmuck oder außergewöhnlichen Kleidungsstücken, die er in Beziehung zu den Zeichen der bürger lichen Gesellschaft setzt und vor dem Hintergrund christlicher und mythologischer Überlieferungen deutet.
»Die Spinne auf der Haut« berichtet auch über die Tätigkeit
der Arbeitsgemeinschaft »Leben mit Obdachlosen«. Dieser Zusammenschluß von über 70 kirchlichen und sozialen Initiativen der Berliner Obdachlosenhilfe vernetzt Wärmestuben, Tagesaufenthalte, Notübernachtungen und Nachtcafés und tritt öffentlich für das Bleiberecht der Armen und Obdachlosen in der Berliner Innenstadt ein.