"Das sind die Überzeugungen der sozialen Revolutionäre, und deshalb nennt man uns Anarchisten. Wir protestieren nicht gegen diese Bezeichnung, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht, weil wir wissen, daß Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muß."
Michael Bakunin
Bakunins späte russische Schriften - "Staatlichkeit und Anarchie" sowie "Wohin gehen und was tun?" - richteten sich an die russische revolutionäre Jugend, die Mitte der 1870er Jahre überall in Rußland Schulen, Universitäten und die erstarrten Lebensverhältnisse hinter sich ließ, um "ins Volk zu gehen".
Es bleibt festzuhalten, daß der Einfluß Bakunins in Rußland nicht der einer revolutionären Führerfigur war, sondern der eines nachgefragten Impuls- und Ideengebers. Bakunin hatte mit seinen Ideen den Nerv der Zeit getroffen, wobei gleichermaßen der konstruktive Charakter seines revolutionären Föderalismus wie sein Aufruf zur Revolte zum Erfolg seiner Ideen beitrug. Die Nachfrage nach Bakunin-Texten wurde schließlich so groß, daß neben den nach Rußland eingeführten Originalausgaben von Staatlichkeit und Anarchie auch Teilabschriften und selbst handschriftliche Zusammenfassungen anderer Schriften Bakunins die Runde machten. Daneben zirkulierten hektographierte Broschüren mit Auszügen aus Staatlichkeit und Anarchie.
Bakunins Buch enthält wahrscheinlich die beste Kritik des Marxismus, die es bis dahin gegeben hat. Seinen Warnungen vor einer neuen herrschenden Klasse von "sozialistischen Funktionären" sind prophetische Züge eigen, die an das sowjetische Herrschaftssystem gemahnen.