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Am 14. Oktober 1939 wurde Grafeneck, ein Behindertenheim der evangelischen Samariterstiftung Stuttgart, von den NS-Machthabern beschlagnahmt und in wenigen Wochen zur Tötungsanstalt umgebaut. Die »Landes-Pflegeanstalt Grafeneck« war die erste Einrichtung in Deutschland, in der die Nationalsozialisten ihr »Euthanasie«-Programm durchführten. Bis Dezember 1940 wurden Behinderte und psychisch Kranke aus Württemberg und Hohenzollern, Baden, Bayern, Hessen und vom Niederrhein nach Grafeneck deportiert. Von ihnen fanden mindestens 10 654 in einer stationären Gaskammer den Tod. Ihre Leichen wurden verbrannt, die Asche verstreut, die Spuren ihres Lebens verwischt, die Verbrechen vertuscht. Nichts sollte mehr an die Opfer und Täter erinnern. Seit einigen Jahren nun wird dieses grauenhafte Kapitel der deutschen Geschichte aufgearbeitet und erforscht. Sachlich und doch eindringlich beschreibt Thomas Stöckle die Hintergründe und Vorgänge, die zu den menschenverachtenden Verbrechen in Grafeneck geführt haben. Thomas Stöckle, geb. 1964 in Geislingen an der Steige, ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Grafeneck. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart. Zahlreiche Veröffentlichungen zur südwestdeutschen Landesgeschichte, zum Nationalsozialismus und zu den »Euthanasie«-Verbrechen.