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Dirk Alvermann war ein rebellischer junger Mann, als er
sich in den 1950er Jahren, begeistert vom Freiheitskampf des
algerischen Volkes, von Tunesien aus mit der algerischen Befreiungsarmee
in das ostalgerische Kriegsgebiet durchschlug,
um das dortige Geschehen fotografisch zu dokumentieren.
Zurück in Westdeutschland wollte Alvermann seine Bilder
möglichst vielen Menschen zugänglich machen, und dafür war
das Format der seit 1950 erscheinenden rowohlts-rotationsromane
ideal. Eine Publikationszusage des Rowohlt Verlags
wurde jedoch zurückgezogen. Der Algerien-Krieg und der
Kampf der algerischen Befreiungsfront FLN war ein zu heikles
Thema für die Adenauer-Republik, die sich die deutschfranzösische
Aussöhnung auf die Fahnen geschrieben hatte.
Das Buch erschien schließlich 1960 im Ost-Berliner Verlag
Rütten & Loening, allerdings nicht in der von Alvermann gewünschten
Taschenbuchausgabe, sondern als Hardcover.
Die nun vorliegende Neuauflage von Algerien geht auf die
ursprüngliche Idee des Fotografen zurück: Das Buch ist im
traditionellen rororo-Format gestaltet, hat den gewünschten
Kartoneinband und entspricht im Inhalt bis ins Detail dem
ersten Entwurf. Politische Zeitdokumente, Zitate aus französischen
militärischen Quellen, aus Flugschriften, Zeitungen
und Magazinen begleiteten die Fotografien.
Das Buch ist heute aktueller denn je, denn es erzählt vom
Aufbegehren eines Volkes gegen Unterdrückung und Willkür:
sei es gegen den europäischen Kolonialismus, sei es wie
heute gegen hausgemachte diktatorische Regime.
Dirk Alvermann, geboren 1937, veröffentlichte ab den 1950er
Jahren politische Fotoreportagen und Bildbände wie Keine Experimente
- Bilder zum Grundgesetz (1961). Er übersiedelte 1966
nach Ostberlin, DDR. 1979 zog er mit seinem Buch Ich liebe Dich
vorerst einen Schlussstrich unter seine fotografische Arbeit und
war fortan als Dokumentarfilmer und Schriftsteller tätig. Bei
Steidl ist das Faksimile Algeria (in Protest Box, hg. von Martin
Parr) erschienen. Im Frühjahr 2012 folgt Streiflichter 1956-65.