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Die 1940er Jahre waren ein Jahrzehnt im permanenten Ausnahmezustand, geprägt durch politische Kontrolle des öffentlichen Lebens und der Medien, Zerstörung der Infrastruktur und Mangelwirtschaft sowie die Erosion gesellschaftlicher Werte und Normen. Diese Faktoren bildeten ungeachtet der historischen Zäsur des Jahres 1945 die Grundkonstanten der sozialen und politischen Verhältnisse und damit auch die Rahmenbedingungen für die Filmproduktion in Deutschland und Europa.
Film- und Kulturwissenschaftler, Historiker und Soziologen aus Deutschland, Belgien, Kroatien und den Niederlanden nehmen aus dieser Perspektive das Kino der Kriegs- und der frühen Nachkriegszeit erstmals gemeinsam in den Blick, um inhaltliche und formale Brüche und Kontinuitäten aufzuspüren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Formen und Strategien der ideologischen und propagandistischen Indienstnahme des Mediums. Die Entwicklungen im dokumentarischen Bereich werden durch Beiträge zur Ästhetik der Wochenschauen und zu stilistischen Kontinuitäten bei Kameraleuten und Kulturfilm- Regisseuren beleuchtet. Beim Spielfilm steht die Vermittlung von Rollenmodellen und Geschlechterbildern für Jugendliche und Frauen in gesellschaftlichen Extremsituationen im Vordergrund. Der NS-Filmpolitik in den okkupierten oder verbündeten Ländern und ihren Nachwirkungen - einem noch weitgehend unerforschten Gebiet - widmen sich mehrere Autoren, die u. a. die Filmpropaganda für die Bevölkerung der besetzten "Ostgebiete", die deutsch-kroatische Filmzusammenarbeit und die Tätigkeit der deutschen Produktionsfirma "Continental" im besetzten Frankreich untersuchen. Dem widersprüchlichen Umgang mit dem NS-Filmerbe nach 1945 nähern sich Texte zur alliierten Film-Kontrollpolitik sowie Beiträge zur Rolle der NS-Filme im Kinoprogramm und der Präsenz des vertrauten Darsteller-Personals im Spielfilm der frühen Nachkriegszeit.