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Individuelle Förderung ist das Herzstück moderner Kleinkindpädagogik - und diese basiert heute vor allem auf der Bindungstheorie. Kann eine Theorie für alle das Beste sein?
So wie Kinder unterschiedlich sind, so vielfätig ist auch ihre Art in Beziehung zu gehen. Diese Vielfalt kann unter den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft schlichtweg nicht mit einer Doktrin gemeistert werden. Allein der gesunde Menschenverstand legt nahe, dass die Bindungatheorie als einzige Methode nicht für alle gut sein kann - wie ja auch nicht eine Kleidergröße jedem passt. Welche Bedeutung hat die Bindungstheorie heute? Es ist Bewegung in die Bindungstheorie gekommen, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis. Die Zeichen stehen auf Umdenken und Neuorientierung. In der Wissenschaft werden nun endlich auch kulturpsychologische und anthropologische Befunde zur Kenntnis genommen, die den Reichtum kindlicher Lebens- und Lernumwelten charakterisieren, und in der Praxis schafft diese neue Qualität, die in der Kita Alltag geworden ist, Fakten, die wahrgenommen werden.
Heidi Keller will mit diesem Buch konfrontieren, wenn es darum geht, mit welcher Selbstverständlichkeit die Bindungstheorie rezipiert wird, und die teilweise untragbaren Konsequenzen aufzeigen, die sich aus einer blinden Übernahme der Theorie in die Praxis ergeben. Sie will damit einen Diskurs aus wissenschaftlicher, fachpolitischer und ethischer Perspektive anregen, um die hoch engagierte Fachpraxis von den Anstrengungen, die sich aus einer unkritischen Rezeption der Bindungstheorie ergeben, zu entlasten und bei ihrem Einsatz für eine gute Kindertagesbetreuung zu unterstützen.