Von Somalia bis Syrien, von der Ukraine bis El Salvador - es mangelt nicht an Beispielen, die belegen, dass es mit der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols in bestimmten Weltregionen nicht weit her ist, von seiner Legitimität ganz zu schweigen. Doch während das Phänomen des Kontrollverlustes staatlicher Autoritäten inzwischen zu einem etablierten Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden ist, steckt die Forschung zur sozialen Wirklichkeit in Gebieten staatlicher Kontrolle noch in den Anfängen.Es wird sichtbar, dass in den betreffenden Räumen eingeschränkter Staatlichkeit nicht das nackte Chaos regiert, sondern neue Formen von sozialer Ordnung entstehen, die zwar auf Gewalt beruhen, aber nicht vollkommen regellos und illegitim sind. Höchste Zeit also für ein Themenheft, das der Frage nachgeht, wie es sich unter der Rebellenherrschaft lebt.
»Rebellenherrschaft ist eine Form dessen, was in der Literatur der letzten Jahre als »politische Herrschaft jenseits des Staates« bezeichnet wird, allerdings eine besondere Form: Sie ist Herrschaft im Kontext von Gewaltkonflikten. Als Herausforderung staatlicher Gewalt oder in Konflikten zwischen konkurrierenden Machtgruppen ist sie immer auch Herrschaft gegen den Staat. In anderen Fällen - und oft zugleich - entsteht sie aus einer komplexen Gemengelage nichtstaatlicher, parastaatlicher und staatlicher Gewaltakteure, die sich überschneidende und überlagernde Sphären der Kontrolle behaupten.« - Stefan Malthaner