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Mitten in Haifa befindet sich ein Ruinenareal, das bis Ende der 1950er Jahre das Armenviertel Wadi Salib war. In der israelischen Geschichte ist Wadi Salib vor allem durch die Proteste der damals dort wohnhaften marokkanisch-jüdischen Bewohner im Jahr 1959 verankert, die gegen ihre zum Teil erbärmlichen Lebensbedingungen aufbegehrten. Deren Auseinandersetzungen mit der Polizei brachte die Spannungen zwischen Immigranten und Alteingesessenen, zwischen aus arabischen und aus europäischen Ländern stammenden Juden zum Vorschein und erzeugte erstmals ein politisches Bewusstsein für die innerhalb der jüdischen Bevölkerung existierende ethnische Diskriminierung.
Doch das ist nur ein Teil der Geschichte: Die Tatsache, dass Wadi Salib nur wenige Jahre zuvor noch ein intaktes arabisches Viertel gewesen war, war 1959 bereits vollkommen aus der Erinnerung gewichen - und das ist bis heute so geblieben. Im Zuge der Kämpfe von 1948 mussten die arabischen Bewohner aus ihren Häusern flüchten.
Europäische und marokkanische Juden - Flüchtlinge ihrerseits - wurden dort einquartiert; sie lebten schließlich in den verlassenen Wohnungen, inmitten des Mobiliars und der persönlichen Habseligkeiten der arabischen Palästinenser. Wie kam es dazu, dass solch eine dramatische Auslöschung der arabischen Präsenz in der Stadt innerhalb so kurzer Zeit vergessen wurde?
Von der verdrängten arabischen Präsenz in der Stadt Haifa erzählt dieses Buch,
befasst sich gleichsam mit den Erinnerungen der dort angesiedelten Juden aus Marokko und wirft so Licht auf einen blinden Fleck der israelischen Geschichtsschreibung.
Auf diese Weise wird Wadi Salib zu einer Gedächtnisikone israelischer Geschichtserfahrung, in der sich die verschiedenen Narrative des Landes - das arabischpalästinensische, das jüdisch-misrachische und das jüdisch-aschkenasische - ebenso miteinander verbinden wie sie sich aneinander brechen.