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Deutschland und die Inquisition in der Frühen Neuzeit - das war bislang kaum ein Thema der Geschichtswissenschaft. Während die kirchlichen Inquisitionstribunale der iberischen und lateinamerikanischen Welt ihren Stempel aufdrückten und während das Sanctum Officium in Rom den Anspruch der päpstlichen Ketzerverfolgung seit 1542 neuem Nachdruck verlieh, lag das Alte Reich im Windschatten inquisitorischen Wirkens. Trotzdem gab es zahlreiche Verbindungslinien zwischen der kirchlichen Inquisition und Deutschland, die im vorliegenden Band zum ersten Mal systematisch aufgearbeitet werden. Zahlreich waren die Versuche der Inquisition zur direkten oder indirekten Einflussnahme im Reich, etwa über Dispenserteilungen bei Mischehen oder in der Frage der Bücherzensur. Umgekehrt sahen sich die Inquisitionen mit zahlreichen der Ketzerei Verdächtigen aus dem Norden konfrontiert, die vor ihren Gerichtshöfen landeten. Wirkmächtig war die Inquisition aber auch auf einer anderen Ebene, nämlich auf derjenigen der kollektiven Imaginationen: Die konfessionelle Propaganda des 16. Jahrhunderts reichert ebenso wie die aufklärerische Polemik des 18. Jahrhunderts jenes Bild der Inquisition als eines >barbarischen Tribunals< (Friedrich II.) an, das bis heute die öffentliche Debatte dominiert. Schließlich erörtern Beiträge des Bandes auch den Umgang mit religiöser Abweichung jenseits der päpstlichen Inquisition, der keineswegs zwangsläufig >humaner< ausfiel.