Der vorliegende Band zeigt auf der Grundlage von biographischen Fallrekonstruktionen auf, welche sozialen und lebensgeschichtlichen Konstellationen sich bei problembelasteten und sozial benachteiligten Jugendlichen auf deren Bildungskarriere und berufliche Entwicklung förderlich und/oder hinderlich auswirkten. Neben einem verstehenden Nachvollzug der Problemkarrieren zielten die Analysen auch auf die Rekonstruktion der spezifischen Handlungs- und Problemlösungskompetenzen der Jugendlichen.
Die von uns interviewten Jugendlichen hatten alle bereits mindestens eine schulische bzw. berufliche Bildungsmaßnahme durchlaufen. Unsere biographisch-narrative Gesprächsführung ermöglichte, dass die Jugendlichen ihre ausgesprochen schwierigen bis traumatisierenden Lebensverläufe ansprechen und - zum Teil auch in Erzählungen - nachvollziehbar vermitteln konnten. Die Auswertung der Gespräche zeigte, dass ein Bildungserfolg in den genannten Maßnahmen ohne eine Wandlung der verfestigten belastenden Handlungsmuster der Jugendlichen, die aus diesen schwierigen Biographien erwachsen sind, keineswegs einen sicheren Ausweg aus den krisenhaften Lebensverläufen bedeutet. Ganz im Gegenteil führen oberflächliche Bildungserfolge sogar häufig eher zu einer Stabilisierung und weiteren Verfestigung der belastenden Handlungsmuster und Beziehungskonstellationen, in die die Jugendlichen verstrickt sind.
Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass mittels einer sensiblen narrativen Gesprächstechnik Prozesse des Selbstverstehens bei den Jugendlichen in Gang gesetzt werden können, die ein Aufweichen dieser belastenden Muster möglich machen. Auch wenn ein Bildungserfolg zunächst vielleicht ausbleibt, ermöglicht ein biographisches Selbstverstehen im Sinne, "wie es dazu kam", den Jugendlichen Initiativen zu einer Veränderung der krisenhaft erlebten Lebenssituation zu ergreifen und mehr Selbstverantwortung zu übernehmen.