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Nie zuvor hat ein Krieg so viele Opfer gefordert: 50 Millionen
Tote. Nie zuvor gab es einen solchen Zivilisationsbruch: Das
NS-Regime ließ sechs Millionen Juden und ungezählte weitere
Menschen ermorden. Nie zuvor griff eine Diktatur so bedrohlich
nach der Weltmacht: Immer wieder schien es, als werde Hitler am
Ende triumphieren. Jahrzehntelang, über Generationen hinweg,
haben der Zweite Weltkrieg und seine Folgen Politik und Gesellschaft
bestimmt - vor allem in Deutschland, dem Land, das den
Brand entzündet hatte.
Unmerklich aber sind die Menschen, die noch berichten können,
"wie es gewesen ist", die Krieg und Heimatfront, Verfolgung
und Terror noch als Erwachsene erlebt haben, immer weniger
geworden. Zum 70. Jahrestags des Kriegsbeginns, des deutschen
Überfalls auf Polen am 1. September 1939, hat die Süddeutsche
Zeitung in einer großen Serie für die Wochenendbeilage noch
einmal die Zeitzeugen zu Wort kommen lassen. Die Geschichtsschreibung
über den Krieg mag inzwischen Bibliotheken füllen.
Aber den authentischen Bericht der Kriegsgeneration wird sie, in
seiner Dramatik und in seinem direkten Erleben, nicht ersetzen
können: Das Zeugnis der polnischen Jüdin, die den Holocaust
mit ihrer Familie im Keller eines Mannes überlebte, der als Nazi
galt. Der dramatische Augenblick der Luftschlacht über England,
als ein Pilot nicht zum Mörder werden wollte. Die Gefühle eines
jungen US-Soldaten an den Stränden der Normandie, der ausgezogen
war, in Ländern für die Freiheit zu kämpfen, von denen er
vielleicht noch nie gehört hatte. Der stille Gewissenskonflikt des
Wehrmachtsoffiziers, der glaubte, für sein Land zu kämpfen, und
dessen Zweifel immer mehr wuchsen. Sie alle lassen ein Geschehen
noch einmal lebendig werden, das den Nachgeborenen unvorstellbar
fern erscheint und ihre Welt doch zutiefst geprägt hat.
Die letzten Augenzeugen - das Buch zur SZ-Serie, verfasst von
Redakteuren und Autoren der Süddeutschen Zeitung. Herausgegeben
von Joachim Käppner, Robert Probst und Birgit Weidinger.