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Im Mittelpunkt von Schnitzlers "Traumnovelle" stehen der Wiener Arzt Fridolin und seine Ehefrau Albertine. Erzählt werden ihre sonder baren und erotisch aufgeladenen Erlebnisse einer Nacht und des darauffolgenden Tages. Fridolin streift nachts ziellos durch die Straßen Wiens und erfährt zufällig von einem geheimen Maskenball. Er besorgt sich ein Mönchskostüm und begibt sich dorthin. Eine maskierte Frau warnt ihn schon bald nach seiner Ankunft und mahnt ihn, schnell zu verschwinden. Doch Fridolin ist entschlossen zu bleiben, fasziniert von dem wilden und bizarren nächtlichen Treiben ... Er gerät in einen Strudel aus Erotik, Gefahr, Phantasie und Illusion. Auch seine Frau entdeckt in sich geheime Leidenschaften, die die beiden sich schließlich eingestehen. Phantastisch und traumhaft beschreibt Schnitzler die Entdeckung ihrer bisher verborgenen Begierden, die aus ihrem Unterbewusstsein hervortreten, und ihres wahren Selbst.
Sigmund Freud war von der "Traumnovelle" so beeindruckt, dass er an Schnitzler schrieb: "So habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie durch Intuition - eigentlich aber in Folge feiner Selbstwahrnehmung - alles das wissen, was ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe."
Die Kraft des Unterbewussten bannte zuletzt Stanley Kubrick in seinem letzten vollendeten Film "Eyes wide shut" auf die Leinwand. Er versetzte die Handlung ins heutige New York und unterstrich die Zeitlosigkeit der Novelle.
Jakob Hinrichs löst die Geschichte ebenfalls aus dem Zeitpunkt ihrer Entstehung und setzt sie erstmals als Graphic Novel um. Es gibt Referenzen zur heutigen Zeit, zu Science-Fiction, aber auch zum Anfang des letzten Jahrhunderts. Hinrichs Graphic Novel ist von schrägen und seltsamen Charakteren bevölkert, lediglich Fridolin und Albertine sind Menschen. Seine Bilder, in denen die Grenzen von Traum und Realität verschwimmen, fangen die surreale Stimmung der beiden Protagonisten gekonnt ein. Hinrichs weicht dabei vom Originaltext ab und lässt seine Bilder wirken. Mit seiner Graphic Novel gelingt ihm eine Interpretation, die in einem Spannungsverhältnis zum Original steht und es trotzdem vollständig erzählt. Schnitzlers Originaltext befindet sich am Ende des Bandes.