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Die Masse ist ein Pulverfass.
Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert war fasziniert von der Masse. Gabriel Tarde beschreibt an ihr die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten des Sozialen: Erfindung und Nachahmung. Charismatische Persönlichkeiten und die mit ihnen verbundenen Innovationen faszinieren die Masse und verführen sie, den großen Vorbildern nachzueifern. Während der Nachahmungstrieb so zunächst die Menge erfasst, wirkt er in der Folge wechselseitig. Die Logik der Gesellschaft als einer Vereinigung einander nachahmender Menschen ist in der Masse in aller Deutlichkeit zu beobachten.
Die soziale Dynamik, in der sich Massenpartikel begegnen, reißt die zivilisatorischen Grenzen ein, die moderne Gesellschaften dem Nachahmungstrieb gesetzt haben. Während der einzelne Mensch vernunftgesteuert agieren und einen individuellen Sozialisationsprozess für sich beanspruchen mag, ist hingegen die Masse ein unberechenbares Emergenz-phänomen: Sie homogenisiert Individualität und erscheint als manisches, hysterisches Gebilde, dessen Energien sich proportional zur Abnahme der Vernunft steigern. Die dunkle Seite der Nachahmung, ihre hypnotisch-unbewusste Triebkraft zeigt sich nirgends deutlicher als in der Masse. Gabriel Tarde beschreibt ihren Auftritt als soziales Ereignis, ihre Dynamik und die sozialen Regeln, denen sie folgt: Die Gesetzmäßigkeiten der Masse beginnen dort, wo die der Individualpsychologie aufhören. In der Masse zeigen sich soziale Mechanismen in ihrer Reinform und der soziale, durch und durch irrationale Mensch kommt in ihr zum Vorschein.