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Jürgen Links Theorie des Normalismus ist nicht nur eine umfassende Archäologie unserer alltäglichen Normalität. Sie macht auch die Unwahrscheinlichkeit moderner Gesellschaften deutlich und damit die Gefahren greifbar, die sie derzeit bedrohen.
Seit 2007 scheint eine Krise auf die nächste zu folgen: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Schulden-krise, Eurokrise... Oder sind das alles nur Phasen einer einzigen »großen« Krise? Und was macht eigentlich die Dramatik einer modernen Krise aus? Die These des Buches lautet: der drohende Verlust von Normalität. Aber was ist Normalität? Grundlage des Normalismus sind die statistischen Instrumente, die eine gemeinsame Sprache ausgebildet haben und modernen Gesellschaften eine Art Röntgenaufnahme liefern, auf der sie den Grad ihrer Normalität ablesen können - oder eben den Verlust solcher Normalität. Diese Instrumente des Normalismus und nicht zuletzt ihre mediale Verbreitung dienen zugleich der Wiederherstellung verlorener Normalität.
Das vorliegende Buch erklärt den Normalismus als wichtige Regulierungsweise moderner Gesellschaften - und das sozusagen am lebenden Objekt, an der aktuellen großen Krise. Es beantwortet so gleich mehrere Fragen: Was ist Normalität? Was kennzeichnet die aktuelle Krise? Und weiter: Was kommt nach dieser Krise, wie wird eine »neue Normalität« aussehen können?
Jürgen Link legt die erste Gesamtdarstellung der Krise unter einem leitenden Gesichtspunkt - dem Verlust von Normalität - dar. Er zeichnet ihre »Ansteckungseffekte« (von Finanz auf Wirtschaft, Soziales, Politik, Kultur und Psychologie) nach und erläutert solche Effekte exemplarisch an einem prominenten Fall. Die umstrittenen und viel diskutierten >populären< Bücher von Thilo Sarrazin über den Euro und den demographischen Wandel, die im Zuge der Finanzkrise auch eine neue Spielart des Rassismus salonfähig gemacht haben, werden hier erstmals einer wissenschaftlich belastbaren Kritik unterzogen.