Aaron Halle-Wolfssohn (1756-1835) war ein profilierter Vertreter der jüdischen Aufklärungsbewegung, der sog. Haskalah. Er beteiligte sich an der Kommentierung von Mendelssohns Bibelübersetzung, fungierte als Beiträger und Herausgeber der hebräischen Aufklärungszeitschrift »Ha-Meas-sef«, und während seiner Lehrtätigkeit an der Breslauer Wilhelmsschule setzte er sich auch für die Reform des jüdischen Erziehungswesens ein. »Leichtsinn und Frömmelei« thematisiert auf anschauliche Weise innerjüdische Konflikte, die sich im Zuge von Assimilation und Akkulturation ergaben. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein streng orthodoxer Hausvater, der seine 'neumodische' Tochter gegen ihren Willen einem polnischen Rabbi vermählen möchte. Die Tochter flieht, gerät in die Fänge eines skrupellosen Offiziers und wird schließlich sogar in ein Bordell verbracht; ein verständiger Onkel schreitet jedoch ein und entlarvt bei dieser Gelegenheit den Rabbi als üblen Heuchler. Religiöse Engstirnigkeit und Frömmelei sind damit abgeurteilt, wahre Aufklärung hat sich bewährt. In seinem formal an der Sturm-und-Drang-Dramatik orientierten Text läßt Wolfssohn die im weltlichen Sinne gebildeten Figuren hochdeutsch, die der Tradition verhafteten jiddisch sprechen.