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Fast 60 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs gibt es in Deutschland immer noch amerikanische Kasernen und die Wohngebiete der 'little Americas'. Einrichtungen der US-Armee inmitten oder am Rande deutscher Städte waren in manchen Gegenden jahrzehntelang Bestandteil des Alltags. Eine Folgeerscheinung bis in die Gegenwart bilden Frauen, die den Kontakt mit amerikanischen Soldaten suchen. Heutzutage würde sie niemand mehr 'Fräuleins' nennen.
Die Umbruchsituation in Deutschland, die Niederlage, die Katastrophe der Vernichtungslager, die verdrängt werden sollte, die Arbeit des Wiederaufbaus: All dies ließ die 'Fräuleins' mit ihren GIs als frivoles Element erscheinen.
Von den Trümmer- und Liebesfilmen der fünfziger Jahre erinnert man die repressive Form, in der das Geschlechterverhältnis inszeniert wird, aber auch den merkwürdigen Reiz, der insbesondere von den Ruinenlandschaften ausgeht - ein Reiz, den Billy Wilder im prominentesten aller 'Fräulein-Filme' - A Foreign Affair (1948) - deutlich als erotisches Element ausspielt. Doch welchen Blick auf 'das Fräulein' inszenieren zum Teil vergessene Filme wie Hallo Fräulein! (Rudolf Jugert, 1949), Strassenbekanntschaft (Peter Pewas, 1948) oder Verboten! (Samuel Fuller, 1958/59), Fraulein (Henry Koster 1958) und The Big Lift (George Seaton, 1950)? Welchen Freiraum für Einsichten ermöglichen oder verstellen sie?
Selten war eine private Beziehung so öffentlich und politisch wie die zwischen Besatzungssoldaten und deutschen Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Fragen nationaler Identität, sozialer Ordnungen und moralischer Wertesysteme standen zur Disposition und fanden in ihrer Sexualisierung gleichzeitig eine schützende Verschiebung. In diesem Geschlechterverhältnis kollidieren Staatsformen und Ideologien. Es geht auch um eine kulturelle Konfrontation: Fragen nach nationalspezifischen Ausprägungen und Rollen von 'Weiblichkeit' und 'Männlichkeit' sind ebenso involviert wie die Konstruktion des Verhältnisses von Rasse, Geschlecht und Nation.
Annette Brauerhoch hat in Militärdokumenten, Presseberichten, Romanen, Archiven für Zeitgeschichte und Filmarchiven recherchiert. Das Hauptinteresse der Untersuchung gilt deutschen und amerikanischen Spielfilmen, doch wird die Literatur als historische und sinnliche Quelle einbezogen. Brauerhoch rekonstruiert und etabliert das 'Fräulein' als eine wichtige Figur deutsch-amerikanischer Nachkriegsgeschichte.