Nach dem Mauerbau 1961 hoffen die Kulturschaffenden der DDR auf ein offeneres gesellschaftliches Klima. Ulbrichts vorsichtiger Kurswechsel in dieser Richtung wird jedoch von den Hardlinern in der Partei ausgebremst. Diese wagen sich beim
- Plenum des Zentralkomitees der SED im Dezember 1965 aus der Deckung. In einer Grundsatzrede rechnet Erich Honecker mit den Kreativen des Landes ab, von denen aus seiner Sicht viele »einen parteilichen Standpunkt« vermissen und einen »spießbürgerlichen Skeptizismus« erkennen ließen. Bücher, Filme, Theaterstücke werden seziert und die »ideologische Verwilderung« der Urheber »entlarvt«. Das Plenum hatte gravierende Folgen für die Kulturpolitik der folgenden Jahre. Theaterstücke, Bücher und Musikgruppen wurden reihenweise verboten, DEFA-Filme landeten im Archiv und kamen zum Teil erst 1989 wieder ans Licht.
Der Autor Marcus Heumann erinnert in diesem Feature anhand von Originaltönen des
- Plenums und Gesprächen mit Zeitzeugen an das Kultur-Tribunal vom Dezember 1965, das viele Betroffene für Jahre in die innere Emigration trieb.