In the sale you will find especially cheap items or current promotions.
Want to part with books, CDs, movies or games? Sell everything on momox.com
Am 24. Dezember 1534 wird in Paris der Drucker Antoine Augereau auf dem Scheiterhaufen verbrannt und mit ihm auch seine Bücher ins Feuer geworfen. Er gilt als Ketzer und soll Pamphlete gegen die Heilige Messe verfasst haben. In Wahrheit ist er der Sündenbock für Marguerite von Navarra, deren Drucker und Verleger er ist. Gegen sie selbst, die Schwester des Königs, wagen die mächtigen Theologen der Sorbonne nicht vorzugehen.
Anne Cuneo erzählt das Leben Augereaus aus der Perspektive seines berühmten Lehrlings Claude Garamond, der der heute weltweit in vielen Variationen gebräuchlichen Druckschrift den Namen gegeben hat. Es ist ein abenteuerliches Leben zu Beginn der französischen Renaissance, voller Glauben an den Geist, die Schrift, das Buch, den Humanismus, die Toleranz, aber auch voller religiöser Spannungen und Machtkämpfe. Die Plakate gegen die Hl. Messe sind Vorboten der Reformation, die Bibel wird erstmals in der Volkssprache gedruckt, Luthers Thesen machen auch in Paris die Runde, die Hüter der theologischen Tradition wittern überall Verrat und Ketzerei.
In der Grand-Rue Saint-Jacques in Paris entstehen die neuen Schriften, dort arbeiten die Drucker und Verleger, dort herrscht ein Klima der Offenheit und des Weltbürgertums: Werte, für die Antoine Augereau wie viele andere mit seinem Leben eingestanden ist und bezahlt hat.
Mit «Garamonds Lehrmeister» kehren wir an den Ursprung der modernen Typographie und des Verlagswesens zurück. Im Schmelztiegel von Theologie und Politik, Aufbruchstimmung und Rückständigkeit, Offenheit und Fanatismus schaffen die neuen «römischen» Druckbuchstaben die Voraussetzungen für den Siegeszug des Buches. Es ist auch eine Kampfansage. Wer selber lesen kann, wird von den machthungrigen Verwaltern der schriftlichen Überlieferung unabhängig. Sie kennen keine Gnade. Die «Garamond» geht aus einem «Sumpf aus Blut und Asche» hervor.