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Seit sich herumgesprochen hat, dass die Abwesenheit von Krieg der Friede noch nicht ist, sind viele Versuche unternommen worden, positiv auszusagen, was Friede sei. Sie sind fast immer in Leerformeln gestrandet: in Glücksvorstellungen, utopischen Hoffnungen und paradiesischen Gärten. Hinter ihnen zog sich die Welt zurück - und so brachten sie wenig für die Erkenntnis der Wirklichkeit.
Der bekannte Basler Publizist und Nachlassverwalter von Karl Jaspers, Hans Saner, geht umgekehrt vor. Er sucht in der Realität: im hochtechnisierten Krieg, in der hegemonialen Macht, in den Spielformen der Korruption, in den Leiden an der Arbeit, aber dann auch in einigen Gegenmächten: im gewaltfreien Widerstand, im Pazifismus und in der Hoffnung, nach den verschiedenen Formen der Gewalt. Hinter dem Netz von personaler, struktureller und symbolischer Gewalt, in dem nicht nur die politische Praxis hängenbleibt, sondern auch unsere Vorschläge, sie zu verbessern, zieht sich der Friede in die Ferne zurück. Es wird nicht gesagt, was er ist, sondern gezeigt, was er nicht ist: die Vielfalt der Gewalt und die Leiden durch sie.
Aber gerade dadurch wird spürbar, wie die Ferne des Friedens schon in der Nähe der Wirklichkeit ist: als Entwirrung der Gewalt und als Befreiung aus ihr. Friede ist so nicht als ein erträumter Endzustand konkret, sondern als der tägliche Aufbruch im Handeln aller, in dem wir uns gegen den Einsatz und gegen das Erleiden von Gewalt entscheiden.