Lebensnah und detailreich sind die Porträts, die Klaus Brill zu einem vergn++glichen Reisebegleiter durch das Leben allÔÇÖitaliana f++gt. Er begibt sich auf die Reise durch das Land der Zitronen und Widerspr++che, um hinter die Kulissen der italienischen Gastronomie zu blicken, die Eigenheiten der politischen Kultur zu erhellen und den Menschen, jenseits von Klischees, italienische Bekenntnisse zu entlocken: wie etwa dem Philosophen und B++rgermeister von Venedig, der viel lieber ++ber die Tour de France berichten w++rde, oder dem Souvenirhändler im Geburtsort Mussolinis, der sich nichts mehr w++nscht, als daß der Duce wieder lebendig wird. Dem Inbegriff italienischen Alltags, dem unersetzlichen ÔÇ£Gehäuse italienischer LebensartÔÇØ, wie Klaus Brill die Kaffeebars nennt, nähert er sich mit dem aufmerksamen Blick des Alltagsforschers, dem weder die Variationen der Kaffeezubereitung noch die Rituale des raschen Konsums und deren Inszenierung entgehen. In seinen Exkursen in die Nischen italienischer Realität entsteht ein Panoptikum, das bunter nicht sein könnte: Von den tödlichen Niederungen der Mafia und dem Wucher f++hrt er ++ber die Probleme einer längst begrabenen Stadt hinauf in die Welt der eleganza und beantwortet selbst Italienkennern offene Fragen: worauf es ankommt, wenn ein Mann sich Socken kauft, weshalb man im Land der Lebenslust besser nicht krank werden sollte, warum Pompeji wohl am Abend versch++ttet wurde und wie es möglich ist, daß Briefe jahrelang unterwegs sind. Und am Beispiel der tifosi, der Fußballfans, denen es spielend gelingt, eine Parlamentssitzung aus den Fugen geraten zu lassen, zeigt er augenzwinkernd, daß Italien eben ein Land ist, wo gerade die scheinbar nebensächlichen Dinge des Lebens bestimmend werden.