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Gerhard Jaschkes "Geliehene Leben" versammeln Beobachtungen und Betrachtungen eines Ichs, dem angesichts des körperlichen Verfalls obsessives Notieren von Einfällen und Vorgefundenem sowie die tägliche sprachakrobatische Praxis am Weiter-Leben halten. In der Rückschau blitzen vertane Lebenschancen auf, Gegenwart offenbart Niederschläge durch bürokratische oder bauliche Barrieren, Missstände in der Krankenversorgung, Ignoranz allerorten, ausbleibende Anerkennung künstlerischer Leistung zumal. Solcher Fülle an Deprimation begegnet der Autor mit einer Extra-Dosis an Esprit, hintergründigem Klamauk und Selbstironie. Dass auf jeden Satz ein weiterer folgt, jedem Wort ein nächstes entspringt, mildert die Resignation, die Alogik spontaner Dichtung entpuppt sich als Pharmakon gegen das Unvermeidbare, wie auch das anagrammatische Festhalten der Buchstaben Verschwinden und Verlust abzuwehren versucht. Vor allem aber ist es Gerhard Jaschkes grenzenlose Begeisterung für das Eigenständige und Innovative in Kunst und Literatur, das ihm und seinen LeserInnen Glücks-Moment beschert, und nicht zuletzt sprudeln "Geliehene Leben" als inspirierende Quelle zur Erinnerung an die Vielfalt und das Lebensgefühl der Neo-Avantgarden seit den 1970ern, zu deren Vermittlung der Autor und Herausgeber Gerhard Jaschke Wesentliches beigetragen hat.