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Seit den 1970er-Jahren etablierte sich die als Hort des Widerstands gegen das Establishment gefeierte Popularkultur zunehmend im Mainstream. Zugleich instrumentalisierten die "Neuen Konservativen" in den USA, so Grossbergs These, den affektiven Charakter der Rockkultur und nutzten die libidinösen Elemente des Rock (unter Beibehaltung seines "oppositionellen" Auftretens) zur Absicherung ihrer Hegemonie. Die Linke wandte sich in "postmoderner" Ablehnung jeglichen Anspruchs auf intellektuelle Autorität indigniert ab und hielt an einer "Identitätspolitik" fest, die jede Opposition gegen die hegemonialen Kräfte in unzählige widerstreitende Fraktionen zersplitterte. Politik wurde "entpolitisiert", Argumente durch den Appell an Stimmungen und Gefühle ersetzt. Zugleich wurde der Alltag politisiert und einem der "postfordistischen" Wirtschaftsordnung dienenden Machtapparat unterworfen. Die Umformung des Alltagslebens in eine "disziplinierte Mobilität" zerstörte die Vorstellung von Popularkultur als Terrain und Instrument gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Lawrence Grossberg untersucht Taktiken und Folgen dieser Entwicklung am Beispiel der amerikanischen Rockkultur bis 1990. 1992 erschienen, zählte sein ambitionierter und viel diskutierter Versuch, British Cultural Studies (v.a. Stuart Hall) mit französischem Poststrukturalismus (Deleuze, Guattari, Foucault) und Postmarxismus (Laclau, Mouffe) im "radikalen Kontextualismus" zu einem neuen theoretischen Rahmen zur Analyse und Beschreibung kultureller Alltagspraktiken mit wachem Blick für politische Intervention zu verbinden, schon bald zu den "Klassikern" der Cultural Studies. Die Übersetzung trägt der erschreckenden Aktualität von Grossbergs Befund für Europa Anfang des 21. Jahrhunderts Rechnung. Gleichzeitig will sie einer verkürzten Rezeption von Grossbergs Begriffen (agency, Artikulation, Formation ...) entgegenwirken und an seine zentrale Botschaft erinnern: Für effektive politische Intervention bedarf es angesichts real existierender Machtverhältnisse der Fähigkeit und der Bereitschaft zur "spekulativen Analyse", zum Denken alternativer soziokultureller Modelle.