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Mitterers "Jedermann" stellt durch sein zeitgemäßes Konzept eine Alternative zu Hugo von Hofmannsthals bekanntem "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" dar. Jedermann ist kein anachronistischer Playboy und Müßiggänger mehr, sondern der hart arbeitende Generaldirektor eines Stahl- und Waffenkonzerns, der nicht nur über das Wohl und Wehe seiner vieltausendköpfigen Firmenbelegschaft bestimmt, sondern mittels seiner wirtschaftlichen Macht auch Einfluss auf die Politik gewinnt. Mit seinen Waffen verkauft er den Tod in alle Welt. Am letzten Tag seines Lebens schickt Gott ihm harte Prüfungen, an denen er sich bewähren mag, wenn er seine Seele retten will.
Alle Figuren des alten Spiels treten auf, aber wir erkennen sie zuerst gar nicht. "Gott Vater" kommt als Geschäftsmann, "Gott Sohn" als junger Rebell, der "Tod" als alter Bürodiener, "Buhlschaft" als Chefsekretärin, "Dicker Vetter" als Kardinal, "Dünner Vetter" als Chefarzt, "Mammon" als Bankier, "Werke" als korrumpierbarer Gewerkschaftspräsident usw. Am Ende des Tages ist die Firma gerettet und Jedermann tot. Ein Herzinfarkt, was sonst... Gott Vater hält Gericht. Und diesmal kommt Jedermann nicht so billig davon.