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Menschen mit einer Hörbehinderung sind in ihrer Wahrnehmung stark visuell orientiert. Deshalb werden sie hin und wieder auch »Augenmenschen« genannt. Sie erleben die Welt grundlegend anders als Hörende. Kein tief fliegendes Flugzeug oder heiseres Krähen eines Hahns weckt sie frühmorgens, weder Verkehrsrauschen noch Baustellenlärm lenken sie von der Arbeit ab, ihr Frühling kehrt ein ohne Vogelgezwitscher, und sie sind nie Zeugen von intimen Handygesprächen im Zug.
Die Gesellschaft der Hörenden hat praktisch keine Vorstellung davon, wie gehörlose und hochgradig schwerhörige Menschen leben. Dabei gibt es unendlich viele Fragen, die zu stellen sich lohnt, um das Unwissen, aber auch unzählige Vorurteile abzubauen. Wie lernt ein gehörloses Kind Lautsprache sprechen? Warum bleibt Deutsch für viele Gehörlose ein Leben lang eine Fremdsprache? Und ist es nicht unglaublich, dass es allein in der Schweiz drei verschiedene Gebärdensprachen gibt?
Die Autorin Johanna Krapf hat neun Menschen - Jugendliche, Frauen, Männer zwischen 12 und 67 Jahren - zu ihrem Leben mit einer Hörbehinderung befragt. Und schließlich gibt eine Gebärdensprachdolmetscherin faszinierende Einblicke in die Kommunikation zwischen zwei Kulturen, die sich sicherlich gegenseitig inspirieren können.